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Intelligent und Single

- Da hilft nur noch Humor - 

 

Erst unabsichtlich und schliesslich bewusst befasste ich mich in letzter Zeit mit meiner eigenen Intelligenz. Ich habe mich im Sommer für ein Studium in Psychologie beworben. Diese Bewerbung beinhaltete zwei Eignungsprüfungen, bei welcher man nur zur zweiten zugelassen wird, wenn man die erste besteht. 

Ich habe in meiner Schulzeit wenig bewusst gelernt. Weder für Prüfungen, noch freiwillig. Ich kam mit meiner Intelligenz gut durch und wenn nicht, fand ich einen Weg drumherum. Heute habe ich eine Fachmaturität in der Tasche, den Fachausweis Ausbildnerin und ein Diplom des Lehrgangs „Literarisches Schreiben“. Ohne aus meiner Komfortzone zu müssen. (Überall, wo wir eine Arbeit zum Abschluss schreiben mussten, war es ja ein leichtes - ihr könnt euch vorstellen weshalb.) 

 

Vor der ersten Eignungsprüfung bekam ich den Tipp mich mit IQ-Tests vorzubereiten. Einfach, weil sie ähnlich aufgebaut sind. Ich feiere jetzt noch, dass ich den Rat angenommen habe und einige Gratis-Online-IQ-Tests machte und jedes Mal mit dem Ergebnis „Hochintelligent“ gekürt wurde. Mein IQ befand sich jeweils zwischen 126-131. Kurz vor hochbegabt. Yeahi. Mein heutiger liebster Running Gag unter Freunden und Familie. Ist ja logisch; Lina ist ja auch hochintelligent. Aber Lina, hast du nicht gesagt, du seist hochintelligent? Sorry, das war jetzt ein blonder Moment, ansonsten bin ich ja hochintelligent. Hahahaha.

Da aber diese Eignungsprüfung nicht im Fokus stehen soll und auch nicht das Bekenntnis meiner Intelligenz darstellt, löse ich gleich auf, dass ich ab Februar zur Teilzeit-Studentin mutiere und es kaum erwarten kann. 

 

Ich bediene mich nun dem anti-feministischen Klischee, dass Frauen nur über Männer und Beziehungen sprechen. Schliesslich hätte die Intelligenz vieles zu bieten um darüber zu schreiben. Aber meine Intelligenz stellte nie einen Konflikt dar und dramatisch zu schreiben fordert Konflikte. Und Dramatik kommt bei mir meist in Liebesbeziehungen zum Vorschein, oder eben wenn sie mal wieder in die Brüche gehen. So habe ich die Worte meines Vaters Anfang des Jahres - ausgesprochen, als ich ihm verkümmert von einem erneuten Herzensbruch erzählte - noch präsent. 

„Der war auch wieder viel zu jung für dich“, meinte er. Ich schaute ihn schräg an. Wir sprachen hier von einem Mann kurz vor 40. Ich war zu dem Zeitpunkt 31.

„Du brauchst einen intelligenteren Mann als du es bist. Einer, der dich herausfordert. Einer, der sich für dieselben Themen wie du interessiert. Ein Psychologie-Professor, zum Beispiel.“ 

(Erstens; da habe ich mich noch nicht fürs Studium interessiert und zweitens; nein, es ist nicht der Grund, weshalb ich es antrete. Ich bin nicht Elle Woods.)

Nach diesem Gespräch wurde ich immer mal wieder durch einen Podcast, Blogs oder in reflexivem Austausch darauf hingewiesen, dass meine Intelligenz, gekoppelt mit meinem starken Selbstbewusstsein die Männer überfordert und sie deshalb stets das Weite suchen. Was für eine Kacke ist das? Ich kann doch nichts für meine Intelligenz!? Sie war mir ja nicht einmal bewusst-bewusst! Und nur, dass das klar ist; ich hatte nie den Anspruch, dass ein Mann an meiner Seite dieselbe schulische Ausbildung haben muss, dass er studiert ist, dass er schlauer ist als ich. Ja, reflektierte und inspirierende Gespräche, die einen gewissen Intellekt erfordern, sind nötig um überhaupt mein Interesse zu wecken. Aber solche kann man auch führen, wenn man beruflich komplett einen anderen Weg gewählt hat als ich. 

 

Laut einer Studie der Columbia University können intelligente Frauen bei Männer nur punkten, wenn sie auch sehr attraktiv sind. Wenn ich meine Männerstatistik anschaue, muss ich also echt hässlich sein. Hahaha. Anscheinend gaben die meisten der 500 Befragten an, dass ihnen Intelligenz bei einer Frau wichtig sei, wenn sich jedoch herausstellt, dass sie schlauer als sie selbst sind, das extrem abturnt. Genau, was ich am eigenen Leibe erleben durfte. Wie beim ersten Kennenlernen betont wurde, wie wichtig es ihnen ist, dass die Frau schlau, stark und unabhängig ist. Und aus der Faszination eine solche Frau mit mir vor sich zu haben, dann mit einem Schlag unausstehlich wurde. 

Wenn ich darüber lese, stellt sich mir die wutreizende Frage, ob ich mich also dümmer stellen muss, wenn ich mir einen Partner an meiner Seite wünsche… Ähm, bitte nicht. Ich bin allein zu glücklich um für eine Partnerschaft ein hilfloses Dummchen zu spielen. Ich würde aber auch nicht mit Absicht jemanden einschüchtern wollen. Ich entschuldige mich nicht für meinen Lebensweg, weder beruflich noch privat.

Und was ab und an von der Aussenwelt nicht verstanden wird, ist dass auch intelligente, starke und unabhängige Frauen verletzlich sind. Aber ich kann meine Verletzlichkeit nicht gleich auf dem Silbertablett servieren. Auch wenn diese Verletzlichkeit zu spüren dem Mann vielleicht guttun würde um von mir nicht eingeschüchtert zu sein. Aber wo bleibt da die Gleichberechtigung? Sie schützen ihre Verletzlichkeit ja auch wie eine Kuh ihr Kalb. 

 

Beruft man sich auf unsere Gesellschaft, die das patriarchale System in den Genen trägt, habe ich noch mehr Fragen. Wenn es den Männer darum geht der Frau überlegen zu sein; ist für sie Überlegenheit gleich Intelligenz? Das macht für mich keinen Sinn; dann hätte sich das Patriarchat doch gar nicht durchgesetzt. (Diesen Ansatz würde ich am liebsten durchleuchtend recherchieren, aber weiter im Text …) Und wenn Männer den Frauen die Welt erklären möchten, weshalb habe ich oft die Erfahrung gemacht, dass sie ihre innere Welt komplett ignorieren? Diese dürften sie mir erklären; die dürften sie zuerst mal bei sich verstehen. Selbstreflexion ist mir um einiges wichtiger als „schulische“ Intelligenz. Obwohl ich da oft ein Zusammenhang erkenne; Dummheit hat meist unreflektiertes Denken und Handeln zur Konsequenz. (Dafür habe ich keine Studie, das ist reine Selbsterfahrung *zwinker* und nicht auf ein Geschlecht bezogen.)

 

Etwas verstehe ich jedoch; wir Frauen sind in einem wichtigen Prozess, einer Revolution, die unsere Vorfahrinnen gestartet haben und wir mehr und mehr die Früchte davon tragen. Ich denke aber, dass die Männer aus diesem Prozess ausgeschlossen wurden und das führt zur heutigen Diskrepanz unserer Wertvorstellungen im Miteinander. 

Und ich wünsche mir dieses Miteinander, Gespräche auf Augenhöhe, sich selbst und der Menschheit mit Leichtigkeit begegnen. Aber hey, vielleicht finde ich den von meinem Umfeld zusammen gebastelten Traummann noch; den deutschen oder nördlicheren Psychologie-Professor, der besser aussieht als mein Bruder (am besten mit gemischter Hautfarbe), eine künstlerische Ader hat, mindestens so witzig und fröhlich ist wie Raul, der spanische (C)Hengst (und wenn wir schon dabei sind; öfter Sex möchte als ich). Ihr kennt solch wen? Nicht? Na dann, schau ich mal, ob der sich mit mir ab Februar auf dem Areal des IAP rumschleicht und sich nicht von meiner Hochintelligenz einschüchtern lässt. Hahahahaha. Ohmann. Das hätte doch ein ernster Texte werden sollen.