- Nach Kaffeeklatsch mit Papa -
Ich bin wie Pommes. Absolut allein zu geniessen. Ich mag Burgers, Schnitzel, oder vielleicht eine Bratwurst mit Zwiebelsauce dazu. Keine Frage. Aber stell mir eine Portion Pommes hin und ich bin happy. Während andere Pommes bloss als Beilage sehen, sind sie für mich eine vollwertige Mahlzeit. Und wenn ich zu meinen Pommes ein Schnitzel esse, dann muss es das beste vom Besten sein. Just saying. Da mache ich keine Kompromisse. Für ein schlechtes Schnitzel sind Pommes zu gut, für einen lampigen Burger zu schade. Und über eine Wurst ohne Curry- oder Zwiebelsauce möchte ich gar nicht schreiben. (*Anmerkung der Autorin: Dieser eine Satz ist nicht zweideutig gemeint. Wer’s trotzdem interpretieren möchte; nur zu.)
Letztes Jahr befand ich mich Knall auf Fall in einer für mich ernsthaften Beziehung. Mit einem humorvollen Mann, der oft und spontan die Hand zum Tanzen ausstreckte, der mich so nahm wie ich war, Freude an mir hatte und es genoss an meiner Seite zu stehen. (So dachte ich zumindest, aber das ist ein anderes Thema) Wir hatten beide viel erlebt, waren nicht mehr die Jüngsten und hatten dieses gemeinsame Bild von der Zukunft. Familie gründen, Kinder kriegen, gemeinsam und mit denselben Werten und Prinzipien ein Leben aufbauen. Nur war es ein Zukunftsbild, das ich für mich - unbewusst - längst verabschiedet hatte. Er verliess mich sehr schnell; ich war nicht die Richtige für ihn. Wie überraschend.
Ich war vor ihm und alleine glücklicher. In Beziehungen verkrümmelte ich mich, verlor mich öfter als den anderen zu finden. Ich mochte mein Ich in Beziehungen eigentlich nicht. Interessanterweise merke ich auch gerade, dass zwei, der drei Männer, die mich am meisten geprägt haben, die mir emotional am nächsten kamen, undefinierte Verhältnisse waren. Sie begleiteten mein Leben über acht Jahre hinweg. Mit ihnen war ich frei. Krass. So war mir das nicht bewusst. Macht aber Sinn. Wie ich sie bedingungslos liebte, liessen sie mich bedingungslos leben und blieben dabei an meiner Seite.
Jedenfalls würde ich widersprechen beziehungsunfähig zu sein. Ich bin sehr wohl beziehungsfähig und getestet bindungssicher. Ich führe tiefe und langjährige Freundschaften, bin eng mit meiner Familie verbunden und gehe jeder neuen Liebe mit offenem Herzen entgegen. Aber im Gegensatz zu Freundschaftsbeziehungen langweilen mich Liebesbeziehungen schnell. (Die Gründe dafür hier zu erläutern; ist langweilig - believe you me) Auf romantischer Ebene war vielleicht einfach nicht der Richtige dabei. Mit dem wäre natürlich alles anders - muahaha.
Mein Papa war überrascht, als ich vor ein paar Jahren erwähnte, dass ich irgendwann Mutter sein wollte. Das sah er anders; nicht weil er mich als ungeeignet empfand - im Gegenteil. Er meinte, ich hätte andere Pläne. Damals verstand ich das nicht, war entrüstet; hatte ich doch mein Leben darauf ausgerichtet irgendwann eine Familie zu gründen.
Aber meine Pläne haben sich geändert, erst unbewusst und schliesslich mit dem Eingeständnis mir selbst gegenüber, dass ich keinen ehrlichen Kinderwunsch verspüre. Ich liebe Jugendliche, liebe es mit ihnen zu arbeiten. Sie sind pur Mensch, genauso wie Babys. Aber alles dazwischen und alles, was das mit mir als Frau machen würde, reizt mich null.
Ich dachte bloss immer, so sei der Plan. Der Plan Mutter zu werden wurde mir in die Wiege gelegt, ohne dass ich ihn jemals hinterfragte. Und wenn ich diesen Lebenswunsch analysiere, was gibt es sonst alles zu bedenken? Meine Partnerwahl hat sich nämlich auch darauf ausgerichtet.
Und mit dem Loslassen dieses Plans gingen plötzlich tausend Türen auf.
Da sass ich Monate später beim Kaffeetrinken, schaute meinen Vater an und merkte, dass er das längst durchschaut hatte. Ich habe so viel vor, so viele Ziele und eine grosse Leidenschaft, der ich nachgehen möchte und ich wünsche mir die grosse Liebe, einen Partner, das zweite Mitglied meines Teams. Der muss aber nicht heute oder morgen auftauchen, darf auch erst bei sich ankommen. Alles hat seine Zeit. Ich bin frei und möchte keine Kompromisse mehr eingehen, nicht für Kinder, die ich wahrscheinlich nie haben werde, noch mir selbst gegenüber. Ich liebe die Bewegung meines Lebens und ohne gewisse Verpflichtungen leben zu können.
Soziologisch gesehen werden solche Veränderungen vom Umfeld erst abgelehnt, kritisch beäugt und brauchen Zeit zur Akzeptanz. Und hierbei handelt es sich um Veränderungen, die die ganze Gesellschaft irritieren, unseren Urinstinkten zur Reproduktion widersprechen. Bis wir also soweit sind, uns an anderen Lebensformen zu erfreuen; geh' ich mal Pommes essen …